„Dich habe ich hier ja noch nie gesehen, dabei fliege ich jeden Tag dieselbe Strecke auf der Suche nach etwas Essaberem ab“, sprach der Falke mit verwunderter Stimme, der nun alles andere als angsteinflösend wirkte. Als die kleine Maus den noch kleineren Falken genau betrachtete, fiel ihr auf, wie selbstbewusst er dastand und dass seine Augen strahlten. Nein, es war nicht seine fehlende Größe, die ihn weniger gefährlich erscheinen ließ, es war seine Offenheit. Und so antwortete sie voller Mut: „Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich aus meiner Höhle hinaus traue. Ich hatte bisher große Angst, dass andere Mäuse mich auslachen könnten oder Falken wie du mich fressen wollen. Ich bin nämlich nicht so wie die anderen. Ich bin bloß eine hässliche kleine Maus. Aber auch du bist anders als die anderen, nicht wahr?“ Der Falke lachte: „Nun ja, ich bin offensichtlich nicht so groß wie meine Artgenossen. Und so gemein bin ich auch nicht.“
Die kleine Maus und der Falke sprachen noch lange am Eingang des Baus, so lange, bis die Sonne langsam verschwand und der Mond am Himmel hervortrat. In dieser Nacht schlief die Maus voller Stolz ein, denn sie hatte einen neuen Freund gefunden. Und so lernte sie, dass sie zu viel mehr in der Lage war, als sie immer gedacht hatte, solange sie nur mutig war.